Häusliche Krankenpflege

Im Weiteren folgen wichtige Informationen über den häuslichen Krankenpflegedienst, der die Pflege von Menschen mit einer neurodegenerativen Erkrankung zuhause versorgt.
Wir besprechen die Rolle der häuslichen Krankenschwester sowie die immer wiederkommenden Bedürfnisse und Probleme, die man häufig trotzen muss.

Was ist die Rolle der Krankenschwester? Unser Ziel und die von uns empfohlene Arbeitsweise beinhalten eine holistische Pflege, die den Patient und seine Angehörigen unterstützt. Einige Aufträge in dieser Arbeitsweise sind: Hilfe bei der Körperpflege (z.B. beim Duschen), Prüfung der Symptome und die beste Palliativpflege in der Terminalphase leisten. Dazu sind die psychologische, emotionale, soziale und mentale Unterstützung äußerst wichtig.

Wie geht das in der Praxis vor? Man macht regelmäßige Besuche – ob diese Besuche einmal oder drei Mal pro Woche, monatlich oder sechswöchentlich stattfinden, hängt alles von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. 
Indem man diese regelmäßige Besuche macht, entsteht eine enge Beziehung zwischen dem Patienten und dem Pflegepersonal. Außerdem kann der Krankenpfleger den Verlauf der Krankheit auf diese Weise genau nachfolgen und sich so auf neue Bedürfnisse einstellen sowie die Effektivität und Relevanz des Krankenpflegedienstes jederzeit den immer wechselenden Umständen anpassen. Zugleich versucht der Krankenpfleger eine Planung aufzustellen, die den künftigen Bedürfnissen des Patienten entsprechen wird.

Am besten verhaltet man sich sehr flexibel, indem man die Dauer des Besuches nicht im Voraus bestimmt. An einem bestimmten Tag wird man nämlich den Zeitplan anpassen müssen, um einen unerwarteten Besuch zu machen. Dies passiert ziemlich häufig. Großes Teil der Pflege besteht daraus, Informationen zu verbreiten sowie Feedback zu geben und die gemeinschaftliche Pflegebetreuung zu verstärken. Wir denken hierbei zum Beispiel an die Teammitglieder, Neurologen, Hausärzte, andere Betroffene aus der Gesundheitspflege, Angehörigen, externes Pflegepersonal und selbstverständlich vor allem an den Patienten selbst.

Häusliche Krankenpflege plant man am besten zusammen mit dem Patienten ein. So muss das Pflegeprogramm sowohl dem bezüglichen Kontext als der betroffenen Person angepasst werden. Demzufolge ist es erforderlich, alle wichtige Informationen von jeder in der Pflege betroffenen Person zu sammeln. Häusliche Krankenpfleger führen oft dazu, dass Patienten es sich wagen, mit anderen therapeutischen oder spezialisierten Diensten Kontakt aufzunehmen. Auf diese Weise können Interventionen rechtzeitig ausgeführt und die Symptome beherrscht werden.

Krankenschwestern beziehen sich oft auf das Know-how unserer Mitarbeiter, sowie die Hilfe von dem ALS-Verein, Hausärzten, Gemeinschaftsdiensten und anderen ambulanten Pflegediensten. Auch offene Kommunikationskanäle sowie multidisziplinäres Teamwork sind von äußerster Wichtigkeit für den Erfolg eines häuslichen Pflegeplans. Die Bereitstellung von angepasster Hilfe zuhause bleibt allerdings an der Umgebung und dem Individuum gebunden.

Ein anderes wichtiges Bestandteil der holistischen Arbeitsweise ist die Überwachung der psychologischen, sozialen, mentalen und emotionalen Bedürfnisse von jedem Patienten. Die Notwendigkeit dieses Aspektes in der Pflege muss in gewissem Maße mit jedem ALS Patienten und seinen Angehörigen besprochen werden. Da diese Krankheit ständig fortschreitet und dem Patienten immer abhängiger macht, erheben sich viele emotionale und psychologische Fragen, Tränen und Angst in manchen Familien. Manchmal sind sie ausgesprochener als in anderen Momenten und hat man ein größeres Bedürfnis danach, das alles zu teilen. Einige Ängste können überwunden werden, einige kann man nur teilen, aber sogar darüber reden, kann schon helfen, das größte Angstgefühl sowohl beim Pflegepersonal als beim Patienten zu reduzieren.

Neben dem anderen Pflegepersonal spielt die häusliche Krankenschwester eine wichtige Rolle bei der emotionalen und mentalen Unterstützung. Unser häuslicher Pflegedienst kann nämlich auch andere Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel einen Sozialarbeiter, einen Musiktherapeuten oder einen Pfarrhelfer. Auf diese Weise decken wir weitere Unterstützung und Beihilfe von persönlicher, praktischer und spiritueller Art. Die Krankenschwestern, die zum multidisziplinären Teams gehören, leben mit dem Patienten und seiner Familie und kümmern sich um den körperlichen Komfort und die emotionale Unterstützung. Sie werden mit einzigartigen und manchmal sehr schwierige Erfahrungen konfrontiert. Demzufolge müssen sie dies alles auf ihre eigene Weise verarbeiten. Wichtig hierbei ist, dass sie ein gewisses Maß an Seelenruhe und Sinn finden können.

Einige klinischere Probleme, mit denen man regelmäßig konfrontiert werden kann, sind Blasen-und Darmprobleme. Das häufigste Problem ist Konstipation. Zu Hause kann sie aber dank der Hilfe von Krankenschwestern mit einer medizinischen Ausbildung sehr gut behoben werden. Das Problem kann sich auf verschiedenen Ursachen beruhen, zum Beispiel einer Änderung in der Ernährungsweise, veränderter Mobilität, verminderter Flüssigkeitsaufnahme, Medikamenten oder Muskelschwäche. Es sollte mit der großen Sorgfalt vorgegangen werden. So sind das Verständnis für die physischen Beschränkungen sowie für die progressive Art der Krankheit und das Vorausplanen unentbehrlich in der Behandlung von Konstipation. Die Krankenschwester kann oft anhand einer guten individuellen Vorgehensweise und Berücksichtigung aller Umgebungsfaktoren und anderer beeinflussenden Elementen eine akzeptable Lösung aus einer Menge an möglichen Strategien anreichen.

So kann man auch die Lösung der Darmprobleme am besten vorausplanen, anstatt zu warten, bis das Problem tatsächlich auftritt. Für Blasenprobleme gibt es eine ganze Reihe an Lösungen. Die endgültige Lösung beruht sich allerdings auf einer individuellen Vorgehensweise. Krankenschwestern sind für die Einführung, die Auswahl und die Implementierung angepasster Hilfsmittel sowie die Unterstützung des Patienten und seiner Familie und die Anstellung von externen Helfern verantwortlich, damit die häusliche Pflege reibungslos verläuft.

Hautveränderungen zum Beispiel sind meist auf längeren ununterbrochenen Stress zurückzuführen, der durch die Immobilität verursacht werden sowie durch andere Krankheiten, die einer mangelhaften Hygiene zuzuschreiben sind. Alle diese Probleme sind lösbar und können sogar durch den präventiven Gebrauch von einigen einfachen Hilfsmitteln zuvorgekommen werden. Zunächst werden wir das Thema Hygiene anschneiden.

Es wird oft Sorbolene oder auf Badeöle basierte Produkte wie Hamilton‘s verwendet. Keine Seife benutzen, denn sie trocknet die Haut aus und verursacht Juckreiz. Am besten tragen Sie Sorbolene auch nach dem Duschen oder sogar einigen Male pro Tag auf die trockene Haut auf, um weitere Austrocknung zu vermeiden. Daneben ist es empfehlenswert, dafür zu sorgen, dass Sie alle Körperteile trocken reiben, vor allem zwischen den Zehen und in der Leiste. Manchmal nutzt Maismehl in den Ecken und Winkeln, um Schweiß zu absorbieren und Hautentzündungen oder Hautabschuppung zu reduzieren.

Auch Anti-Pilz-Cremes und Pulver eignen sich für die Bekämpfung von Pilzinfektionen und deren Prävention. Pilzinfektionen entstehen vor allem an warmen und feuchten Stellen. Deswegen ist es sehr wichtig, alle Ecken und Winkel des Körpers gut trocken zu reiben und die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um das Transpirieren zu reduzieren. Auch Kleidung kann eine Rolle spielen: es ist bekannt, dass Baumwolle die Luftzirkulation fördert, das Schwitzen und die Entwicklung von warmen und feuchten Stellen, wo diese Unannehmlichkeiten entstehen können, vermindert. Demzufolge ist es sehr wichtig, dass alle bei der Pflege beteiligten Personen Wert legen auf die regelmäßige Untersuchung der Haut bzw. der irritationsempfindlichen Stellen wie der Knöchel, der Hüfte, der Fersen, des Kreuzbeines und der Ohren. Einer der wichtigsten Aufgaben der Krankenschwestern und des Hausarztes ist, die Beteiligten auf die möglichen Probleme aufmerksam machen. Möglicherweise können sie den Patienten auch an einen Ergotherapeuten überweisen, der den Druck an einigen Stellen entlasten kann.

Angstattacken dahingegen treten offenbar mehr in Perioden auf, in denen auch Atemnot auftritt, wenn den Patienten mit einer allgemeinen Besorgnis, Schmerz und psychischem Stress konfrontiert wird. Sie spielen eine Schlüsselrolle in dem Teufelskreis von diesen Symptomen, falls die Ursachen nicht aufgehoben oder nicht besser beherrscht werden. Es ist die Aufgabe des häuslichen Helfers, den Stress und Angst zu beheben und die Situation in der Umgebung unter Kontrolle zu haben für das Wohlbefinden des Patienten sowie der Pflegehelfern. So kann zusätzliche Unterstützung angeboten werden wie einen extra Besuch, einen Anruf, die Überweisung an einen verwandten Pflegehelfer oder an den Hausarzt. Notfalls kann man auch zur Krankenhausaufnahme übergehen, wenn der Patient und seine Umgebung darum bitten.

Eines der Ziele sollte auch sein, dem Patienten zu lernen, wie er eine gute Körperhaltung einnehmen kann. Dies wird seinen Komfort fördern und ihm mehr Luft verbreiten, wenn er mit Atemnot konfrontiert wird. Es gibt verschiedene Weisen, um dieses Problem zu lösen. Manchmal kann ein wenig Arzneimittel verabreicht werden. Zum Beispiel kleine Dosen von Benzodiazepinen wie Clonazepam Tropfen, die unter die Zunge gelegt werden, um die Angstattacken zu reduzieren. Daneben kann man auch Morphin in kleinen Dosen verabreichen, oral oder mit Spritzen. Morphin sorgt für die Senkung der Atemgeschwindigkeit. Dadurch hört die Angstattacke auf und kann dem Patienten einen besseren Komfort gewährleistet werden. Nach Rücksprache und mit Genehmigung des Hausarztes können kleine Mengen dieser Arzneimittel sogar zuhause aufbewahrt werden und für solche Fälle verwendet werden. Man kann den Angehörigen auch lernen, wie man im Notfall diese Arzneimittel selber verabreichen kann.

Noch eine weitere Bemerkung bezüglich der Palliativpflege: Diese Pflege muss unserer Meinung nach, als eine aktive allesumfassende Pflege für Personen mit einer unheilbaren Krankheit betrachtet werden. Ziel dieser Pflege ist die Optimierung der allgemeinen Gesundheit von Personen mit einer unheilbaren Krankheit sowie die Nachstrebung der höchstmöglichen Lebensqualität, wobei der Patient seine Unabhängigkeit so lang wie möglich bewahren kann.

Häusliche Krankenschwestern können die Pflege von Personen, die bis zum Ende zuhause bleiben möchten - umringt von der Familie, optimal organisieren. Die Voraussetzungen, um diese Pflege zu ermöglichen sind: eine gute Palliativpflege, eine gute Symptombehandlung, eine offene Kommunikation und die Unterstützung der Angehörigen. Diese Pflege muss auf die Wünsche des Patienten und seiner Familie abgestimmt werden. Dies muss jederzeit und von Anfang der Zusammenarbeit an berücksichtigt werden.

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