Marcel Devos

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Das Glűck ist wie ein Vogel der vorbeifliegt

Bruni Mortier

ALS-Patient Marcel Devos lebt in einer gemütlichen Villa in Kapellen, wo seine Ehefrau ihn mit großer Sorgfalt umringt. In 2008 stellte Marcel fast, daß seine Beine den Dienst verweigerten, als er bei einem Urlaub in der Türkei ins Schwimmbad gehen wollte. Auch seine Sprache war betroffen da er mit einem heiseren Hals sprach. Infolge einer Therapie bei einem Sprachtherapeuten konsultierte er ein Internist, weil seine Geschmacksfähigkeit verschwunden war und er fürchtete, dass er eine Magenpause hatte. Dieser Internist verwies ihn zum Neurologen und gab ihm einen Brief mit der Aussage, dass es sich vermutlich um ALS handelte. Marcel hatte bereits von dieser Krankheit gehört weil die Ehefrau eines Kollegen daran litt. Professor De Jong vom UZ Antwerpen bestätigte diese Vermutung und Marcel realisierte, dass ihm eine schwere Zeit bevorstand. In seiner beruflichen Laufbahn war er bei Bell Telefon angestellt und hatte viele Jahre im Ausland gelebt und lange Reisen unternommen. Er war stets willensstark und sportlich gewesen und hatte jüngstlich einen Start-to-Run Wettbewerb vollendet. Von jetzt an würde sein Leben ganz anders aussehen. Jetzt ist er abhängig von einem Ventilator, ein Gerät zum tapotieren sowie einem Elektrorollstuhl. Im Frühling von 2009 hatte er eine schwierige Zeit durchgemacht. Er hatte mehr als 20 kg abgenommen, hatte eine sehr langsame Herzfrequenz und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. In diesen Tagen wunderte er sich darüber, was ihm noch übrigbleiben würde, falls er nicht mehr laufen, essen und selbständig atmen könne.

Aber sein kranker Körper genas und Marcel erholte sich etwas. Um zu zeigen was ihm jetzt noch erlaubt ist, schwingt er seine Beine in der Luft und streckt er seine Arme hoch. “Heute habe ich einen ausgezeichneten Tag”, beschließt er. Er ißt noch mit vollem Geschmack, kann sich selber beim Essen behelfen und auch beim kauen und schlucken gibt es keine Probleme. Er realisiert dass seine enorme Willenskraft seine Erlösung bedeutet. Als er das Urteil hörte, dass er nur noch drei Jahre zu leben hatte, war dies schwer zu akzeptieren für ihn. Er wollte sogar die ALS-Newsletters nicht lesen aber jetzt realisiert er dass es wohl am besten sei gelassen zu akzeptieren, was kommen wird. “Falls jemand in der Familie krank werden muss, ist es wohl am besten dass ich das bin”, so seine Argumentation. Seine Familie ist eine große Hilfe für ihn. Seine Kinder helfen ihn jeden Tag und die viele Besuche seiner Enkelkinder sind Lichtblicke in seinem Leben. Aber besonders die tiefgehende Liebe und Sorgfalt seiner Ehefrau sind eine große Hilfe für ihn. Mit Sanftheit und viel Geduld versucht sie ihm die Worte von den Lippen abzulesen und ständig befindet sie sich in seiner Nähe damit sie vorgehen kann falls nötig. “Dank Marcel habe ich ein schönes und zugleich reiches Leben durchgemacht, jetzt kann ich ihm etwas zurückgeben aber nicht einmal die Hälfte von dem, was ich hatte.” behauptet sie. Wenn ich ihn frage welche Momente ihn am schwersten fallen, antwortet er dass die Nächte oft am schwierigsten sind. Vier bis fünf Mal pro Nacht wacht er auf um zu aspirieren. Aber schwerer als diese physische Schwierigkeiten sind die emotionalen Momente. Wenn die Enkelkinder kommen, um ihre Neujahrsbriefe mit ihren besten Wünschen zu lesen spielen die Emotionen ihm einen Streich.

Marcel hat jetzt eine Phase erreicht, in der er dessen genießt, was ihm noch erlaubt ist. Das sehen eines Vogels im Garten macht ihn glücklich, sowie leckeres Essen und Trinken oder das lesen eines historischen Buches. Sportprogramme und Naturdokumentationen interessieren ihm und sogar die Weltnachrichten in der Zeitung sichtet er komplett durch. Mit großer Bewunderung erwähnt er Danny und seine Ehefrau deren Bekanntschaft er bei der ALS gemacht hat. Durch sie besitzt er jetzt einen Rollstuhl sowie einen Sprachcomputer falls die Enkelkinder ihn nicht verstehen. Wann Marcel feststellt, dass seine Krankheit seine Ausdauer hart auf die Probe stellt und der Moment kommen wird, an dem er nicht mehr weiter will, muntert seine Frau ihn auf mittels dem Gedanken dass doch noch ein Sommer kommt in dem er dem Garten und die Wärme genießt, danach beendet Marcel unsere Unterhaltung mit den Worten : “Wir sind glücklich mit dem was wir noch haben und man kann nur zufrieden sein, wenn du dein Schicksal akzeptiert hast.”

 

Übersetzung: Eric Kisbulck

Quelle: Newsletter 147 – Januar, Februar, März 2010

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